Kunsu Shim

andere räume, andere stimmen
fotografie und zeichnung
kunsu shim / baum / 2018 / fotoarbeit. pigmentdruck auf papier / 48 x 33 cm
kunsu shim / baum / 2018 / fotoarbeit. pigmentdruck auf papier / 48 x 33 cm
 
8. Juni bis 14. Juli 2024

Eröffnung: Freitag, 7. Juni, 20:30 Uhr
Kuration / Gespräch mit dem Künstler: Markus Bydolek


Als Komponist, Lehrer und Performancekünstler ist Kunsu Shim weltweit unterwegs, doch auch in der hiesigen Kulturszene ist er wohlbekannt: Regelmäßig ist er mit Kompositionen und Performances auf dem jährlichen Internationalen Festival für Aktuelle Klangkunst "Opening" in Trier zu hören. Gemeinsam mit seinem Partner Gerhard Stäbler leitet er in Duisburg den EarPort als "Ort Experimenteller Musik und Performance"; dort hat Kunsu Shim schon seit Jahren mit eigenen Ausstellungen gezeigt, dass er "inzwischen auch als Installations- und Fotokünstler ein authentisches und originelles Werk entwickelt" hat (Christoph Brockhaus, ehem. Direktor Lehmbruck-Museum, 2022). Doch erst in jüngerer Zeit tritt er mit seinen bildkünstlerischen Arbeiten auch überregional an die Öffentlichkeit. In seiner Ausstellung "andere räume, andere stimmen" weist sich Shim in unterschiedlichen Werkgruppen als feinsinniger Fotokünstler und Zeichner aus.

Ein großes work in progress bildet die wandfüllende Zusammenstellung "andere räume, andere stimmen" aus ca. 500 Fotografien, die unterschiedlichste Alltagsmomente festhalten. Diese klassischen Schnappschüsse, flüchtig, unmittelbar und zufällig, sind jeweils mit einem kurzen Text versehen, einem knappen assoziativen Gedanken, und bilden so gleichsam Fragmente eines Tagebuchs: "Denn alles, was in unsere Augen, unsere Sinne eindringt, ist Teil meines In-der-Welt-Seins", sagt Shim.

Im Kontrast dazu stehen Shims still-schwebende und geheimnisvoll anmutende Einzelarbeiten bildkünstlerisch jeweils für sich, auch dann, wenn sie Gruppen bilden. Zarte Strukturen und Abstufungen verleihen seinen Arbeiten ein sensibles Eigenleben. Selbst farblich kraftvoll ausfallende Bildkompositionen wirken nicht grell oder laut.

Shim selbst schreibt wie folgt: "Ein kleines Foto mit einem Spiegel auf meinem Schreibtisch, in dem ein etwas verschwommenes Gesicht eines Mannes zu sehen ist, schweigt die meiste Zeit; doch gelegentlich höre ich seine Stimme. Der Spiegel spricht. Der dünne Glanz in einer Ecke des Spiegelrahmens ist der Mund, der sich öffnet. Oder die ungleichmäßig verstreuten Staubpartikel, die sich im Gesicht des Mannes wie eine Spur des Alterns ausbreitet, sind die Silben eines Wortes … Schlagartig sprechen zahlreiche Stimmen gleichzeitig."

Die Frage nach Wechselbeziehungen zwischen Shims Bild- und Klangwerken liegt auf der Hand, und es ist kaum möglich, seine Musik im Rahmen dieser Ausstellung nicht zu thematisieren. Kunsu Shim hat Komposition in Südkorea und anschließend in Deutschland studiert, und seine Tonsprache ist radikal. Seine Musik neueren Datums ist frei von Zugeständnissen an Hörgewohnheiten, an alles Schematische und Erwartbare, sie ist reduziert auf singuläre Klänge, die mit der Stille jedoch komplex verwoben sind. Nicht zuletzt diese Stille ist es, die von seiner Konsequenz und Radikalität zeugt; sie zeigt Kunsu Shim als unabhängigen und widerständigen Geist, und der Titel einer umfassenden Publikation über ihn lautet zu Recht "leise, frei".

Wünschenswert wäre eine Einheit von Ausstellungseröffnung und Konzert, doch im Rahmen der Vernissage wäre es unmöglich seiner Musik gerecht zu werden. Sie verlangt Konzentration in stiller Umgebung, daher danken wir der Gesellschaft für Aktuelle Klangkunst, die am Samstag, 8. Juni, also am Abend nach der Eröffnung, ein Konzert in der Aula der Hochschule Trier, Campus Gestaltung, Irminenfreihof veranstaltet. Die Pianistin Ji-Youn Song wird Werke von Kunsu Shim u.a. spielen, wobei Kunsu Shim zusammen mit Gerhard Stäbler performativ mitwirken wird.
Während der Laufzeit der Ausstellung wird dann die Möglichkeit bestehen, sich seiner Musik per Kopfhörer zu öffnen.



Kurzbiografie

  1958 in Busan, Südkorea
  1979-83 Kompositionsstudium an der Yonsei Universität Seoul (u.a. bei Inyong La). Mehrere Preise für Komposition während des Studiums
  1887-89 Studium bei Helmut Lachenmann, Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
  1989-92 Studium bei Nicolaus A. Huber, Folkwang Hochschule Essen
  Kompositionspreis des WDR, mehrere Auszeichnungen u.a. von der Akadamie der Künste Berlin und der Japan Foundation. Gastdozent an der Yonsei University, Korea; der Musikhochschule Bergen, Norwegen; der Columbia University, New York; der North-Western University, Chicago und der Chicago University, USA; am Conservatorium Amsterdam, Niederlande; der Nationalen Universität für Künste und Musik, Uruguay; BAU-University Istanbul, Türkei etc.



Ausführliche Biographie, Bibliographie und Discographie:

Kunsu Shim



Galerie Junge Kunst
Karl-Marx-Straße 90, 54290 Trier
+49 (0)651 / 976 38 40

Samstag und Sonntag 14-17 Uhr
sowie nach telefonischer Vereinbarung

Das Jahresprogramm des Kunstverein Trier Junge Kunst wird ermöglicht durch unsere Unterstützer.

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Letzte Aktualisierung: 18.03.2024 09:46:14 © 2024 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.